Leonardos Fahrrad? jörns notizen

20.
Juni
2007

Ohnsinn

Autsch! sagte das Blatt zur Raupe, dafür habe ich dich gefressen! Da lachte die Raupe und biss erneut hinein, bis sie ein kleiner Vogel pickte und flugs ins Jenseits schickte. Der Vogel flog davon. Verflogen war auch bald das Jahr, es gab kein Halten mehr und auch nicht Halt, das Blatt ward schwach und alt, haltlos flog es halt los, ist aufgebrochen, um nicht an Fernweh zu zerbrechen. Von einem Rechen bald zu Baumes Fuß verschlagen, verschlug es ihm die Sprache, so zu den Wurzeln heimgekehrt hat es zu guter Letzt mit einer Träne Tau benetzt geträumt, vom Sommer, bis der Schnee getaut. Droben hat sich der Baum erneut erneut und ausgeschlagen, Blätter über Blätter, und auch darunter. Dazwischen gieriges Gewusel, ein Raupennachfahr nimmt dem anderen die Vorfahrt, und hastig fressend verfahrn sie gleich den Vorfahrn gleich. Flügelschlagen naht, flugs setzt ein Vogel sich mit sehr verschlagnem Blick auf einen Ast, bar jeder Hast, scheinbar, doch – hast du nicht gesehen – pickt er als Nimmersatt die Raupe von dem nächsten Blatt.

Das sollte mir zu denken geben. Aber wie bei Hitze denken? Lass ich mich treiben, treibt das Hirn nur welke Blüten, und das treibt zur Verzweiflung. Treibt es mich? Es treibt mich nicht. Ohn Antrieb ungestrandet Treibholz sein, das wär jetzt gut. Gestrandet? Nein, nur etwas übernommen, Grenzerfahrungen: ich nenn es Leben.

20. Juni 2007, 08:48